Das Hörsaalgebäude am Löbdergraben 15a ist eng mit der Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität verbunden. Es wurde nach 1775 als Anbau an das Wohnhaus des Theologen Johann Jakob Griesbach errichtet, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Das Gebäude diente lange als privater Hörsaal und war Schauplatz bedeutender akademischer Ereignisse.

Am 26. Mai 1789 hielt Friedrich Schiller hier seine Antrittsvorlesung als Professor für Philosophie. Thema war: „Was ist und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte“. Die Veranstaltung zog so viele Zuhörer an, dass sie in den damals größten privaten Hörsaal der Stadt verlegt werden musste. Wenige Wochen vor Ausbruch der Französischen Revolution stellte Schiller ein neues bürgerliches Menschenideal vor – ein Meilenstein für die Universität und die Geistesgeschichte. Auch Johann Gottlieb Fichte, ein weiterer berühmter Philosoph, hielt 1794 seine Antrittsvorlesung in diesem Gebäude.

Im Jahr 1826 wurde das Hörsaalgebäude unter Friedrich Gottlob Schulze zu einem Zentrum agrarwissenschaftlicher Bildung. Schulze, Professor für Kameralistik, gründete hier die erste deutsche Landwirtschaftliche Lehranstalt, womit er den Grundstein für das landwirtschaftliche Universitätsstudium legte.

Seit 1972 wird das Gebäude von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek genutzt. Seine historische Bedeutung als früher Ort akademischen Lebens in Jena bleibt jedoch unvergessen.