Bürgeler Blau-Weiß, Raku und Glücksscherben

2025 wurde das Töpfer- und Keramikerhandwerk in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe erklärt – das ist DER Ritterschlag für einen uralten Berufsstand! Saale-Unstrut hat einer der längsten Töpfertradition. Märkte, Werkstätten und Ausstellungen laden zum Stöbern, Sammeln und Staunen ein. Das ist unser Tipp für Ton-Verrückte und Keramik-Experten.

Das Töpfer- und Keramikerhandwerk ist eine der ältesten Handwerkstraditionen auf deutschem Boden mit einer mehr als 7000 Jahre währenden Geschichte. Bereits in der Jungsteinzeit brannten die Menschen in Mittel- und Süddeutschland Schönes und Nützliches aus Ton. 2025 hat die deutsche UNESCO-Kommission das Handwerk in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Ein guter Anlass, dieses Handwerk in Saale-Unstrut zu entdecken.

zwei Hände formen auf einer Töpferscheibe in Bürgel eine Keramik

Museen und Ausstellungen

Für einen abwechslungsreichen Keramik-Urlaub in Saale-Unstrut laden unsere vielfältigen Museen, die einen Blick in die Geschichte gewähren und eine Begegnung mit Meisterwerken der Keramikkunst erlauben.

Das Bürgeler Keramik-Museum

Traditionsreichste Adresse ist das 1880 gegründete Keramik-Museum Bürgel. Es erzählt die glorreiche Entwicklung des Bürgeler Töpferhandwerks von den Anfängen im 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Das Spektrum der Exponate reicht von übergroßen Vorratsbehältnissen, über Apotheker- und Prunkgefäße bis hin zu kuriosen Gegenständen wie Sparbrust, Vexierkrug, Gösseltränke oder Mohnreibe. Was das genau ist, erfahren Sie im Keramikmuseum.

Erlebnistipp
Einen Blick in die Bürgeler Ateliers und Werkstätten eröffnet ein gemütlicher Spaziergang auf dem Töpferrundweg, der auf Entdeckungstour durch die Stadt führt.

Bauhaus-Werkstatt-Museum Dornburg

In Dornburg kommen Sie dem Handwerk und der Herstellungsweise noch näher, denn sie treffen auf alte Werkbänke aus Holz, staubige Gipsdrehscheiben, deckenhohe Regale voller alter Gießformen. Dazwischen zeigen Vitrinen kunstvolle Vasen, Schüsseln, Kannen, Teller und mehr. Im Marstallgebäude der Dornburger Schlossanlage steht die letzte authentische Keramikwerkstatt des Bauhauses. Es ist die einzige ihrer Art außerhalb Weimars. In den fünf Jahren ihres Bestehens prägte sie die Geschichte des modernen Keramikdesigns nachhaltig. Die Dauerausstellung präsentiert ausgewählte Keramikstücke aus dem 20. Jahrhundert.

Die historische Werkstatt von damals betreibt heute Ulrich Körting. Er haucht ihr nachwievor Leben ein und führt sie im Sinne seiner früher dort tätigen Familie. Besucher können durch eine Glastür vom Bauhaus-Werkstatt-Museum aus in die „Lebendige Werkstatt“ schauen und den Handwerkern bei der Arbeit zusehen.

Erlebnistipp
Wissenswertes erzählt ein Audioguide für Erwachsene und Kinder. Wechselnde Sonderausstellungen betrachten manche Themen genauer.

Porzellanwelten auf der Leuchtenburg

Eine besonders edle Form der Keramik ist das Porzellan. Die Porzellanwelten der Leuchtenburg nehmen alle Besucherinnen und Besucher mit auf eine spannende, über 300 Jahre zurückreichende Geschichte. Sieben moderne Erlebniswelten auf 3000 Quadratmetern Fläche erwarten Sie.

Die verschiedenen Ausstellungsbereiche zeigen das „weiße Gold“ aus eher ungewöhnlichen Perspektiven - mal in Form der weltkleinsten Teekanne, mal als ausgefallenes Tafelensemble, mal als erhabener Blickfang in einer weltweit einzigartigen Porzellankirche. Sie lenkt auch den Blick auf die Bestandteile, aus denen Porzellan hergestellt wird.

Interaktive Stationen ermuntern zum Anfassen, Rätseln und Entdecken. Höhepunkt des Rundgangs ist das „Archiv der Wünsche“, in dem Besucher einen Wunsch auf einen Porzellanteller schreiben und ihn anschließend vom Steg der Wünsche werfen können! Scherben bringen schließlich Glück.

Was wäre ein Keramik-Urlaub in Saale-Unstrut ohne Töpfermärkte?

Jeder, der Keramikprodukte in tiefem Blau mit Zickzacklinien aus weißen Tupfen vor sich sieht, weiß sofort, worum es sich handelt: Mit dem „Bürgeler Blau“ hat der Jugendstilkünstler Henry van de Velde einen modernen Klassiker geschaffen. Doch die Geschichte des Töpferns reicht in der namensgebenden Stadt in der Nähe von Jena weiter zurück. Schon seit mehr als 450 Jahren ist das Handwerk in der Töpferstadt zuhause – und es wird bis heute von kleinen und mittelständischen Manufakturen mit Stolz gepflegt. Die meisten Töpfereien im Ort verkaufen direkt in der Werkstatt und gewähren so spannende Einblicke in die Produktion.

Ein jährliches Highlight in Bürgel ist der Bürgeler Töpfermarkt. Er ist einer der ältesten und größten Töpfermärkte in Thüringen. Termin immer am dritten Juni-Wochenende. Etwa einhundert ausgewählte Keramiker aus Deutschland und Europa präsentieren ihre Kunstwerke.

Der nächste Höhepunkt in Saale-Unstrut für Liebhaber schöner Tonwaren ist der Jenaer Töpfermarkt Ende Juli. Mehr als 60 Töpfer aus dem In- und Ausland präsentieren sich auf dem historischen Marktplatz mit ihren Produkten. Besucherinnen und Besucher können hier bei Vorführungen sogar die spektakuläre japanische Raku-Brenntechnik live erleben.

Der dritte große Töpfermarkt der Region öffnet jährlich am letzten August-Wochenende in Naumburg auf dem Marktplatz. Umgeben von den prächtigen Fassaden der historischen Bürgerhäuser Sie nach neuen Lieblingsstücken stöbern. Auch eine kuriose Handwerkstradition ist zu bewundern: das „Frackdrehen“. Dabei treten Töpfermeister in feinem Zwirn zum Wettstreit an und versuchen dabei, möglichst sauber zu bleiben.

Übrigens... parallel zum Töpfermarkt findet am gleichen Wochenende stets das Weinfest statt, bei dem man Weine verschiedener regionaler Winzer probieren kann.

Der jährliche Reigen der großen Töpfermärkte in Saale-Unstrut endet vor imposanter Kulisse. In direkter Nachbarschaft zum 1000 Jahre alten Merseburger Kaiserdom findet jeweils Ende März und Ende OktoberderMerseburger Rabenmarkt statt. Neben kunstvollen Töpferwaren präsentieren hier auch die Meister anderer Zünfte wie Holzgestalter, Goldschmiede oder Gewürzmüller ihre handgefertigten Produkte.

Selbst kreativ werden und „handmachen“

Zu einem gelungenen Keramik-Urlaub in Saale-Unstrut gehört natürlich auch das eigene kreative Schaffen. In unserem Netzwerk handgemacht Saale-Unstrut ist eine Kreative aktiv, die sich mit Leidenschaft dem Töpfern verschrieben hat. Jaqueline Riedel lädt auf ihrem Töpferhof in Weißenfels zum Mitmachen und Ausprobieren ein.

Die ruhig am Stadtrand gelegene Werkstatt ist ein grünes Idyll und ideal, um sich auf den kreativen Schaffensprozess einzulassen. Jaqueline Riedel hat verschiedene Workshops im Angebot. Nach Voranmeldung können Kinder wie Erwachsene bei zweistündigen Töpfer-Auszeiten ihre Einzelstücke gestalten. Highlights sind aber die Raku-Events im gemütlichen Hofgarten. Interessierte lernen hier die traditionelle japanische Brenntechnik kennen. Um Terminabsprache wird gebeten. Es gibt aber auch immer einige öffentliche Termine im Jahr, die Jaqueline Riedel auf ihrer Homepage veröffentlicht.