Wenn sich der Sommer verabschiedet und die Natur in goldenes Licht getaucht wird, beginnt in Saale-Unstrut die wohl schönste Zeit zum Wandern und Verkosten. Das Qualitätsweinanbaugebiet im Herzen Deutschlands lädt ein zu Weinwanderungen mit Aussicht, Begegnungen mit Winzerinnen und Winzern – und Festen, bei denen nicht nur der Wein, sondern auch die Kultur im Mittelpunkt steht. Saale-Unstrut bedeutet aber nicht nur Weingenuss, sondern vermittelt ein Lebensgefühl, das Geschichte, Handwerk und Kultur miteinander verbindet.

Wein, der Wurzeln hat – und Zukunft denkt

Seit über 1000 Jahren wird entlang von Saale, Unstrut, Weißer Elster und Ilm Wein angebaut – auf Steilterrassen mit Trockenmauern aus regional abgebautem Muschelkalk und zwischen Weinberghäuschen, die selbst Geschichten erzählen könnten. Der Wein ist hier nicht nur ein Produkt. Er ist Haltung. Ausdruck einer Region, in der Tradition bewahrt wird, ohne im Stillstand zu verharren.

Buntes Weinlaub mit Weintrauben

Unsere Region ist reich an Geschichte, aber keineswegs stehengeblieben. Alte Handwerkskunst trifft auf moderne Ideen – etwa in der interaktiven Erlebniswelt der Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg, wo Tradition erlebbar wird und die innovativen Gedanken, die im Herstellungsprozess stecken, nachvollzogen werden können.

Auch die Winzerinnen und Winzer stehen für diese Verbindung: Der Name Breitengrad51 etwa vereint acht Weingüter, die sich dem Handwerk eng verbunden fühlen und die Weinregion Saale-Unstrut nachhaltig entwickeln wollen. Hier wird nicht nur guter Wein gemacht – hier wird diskutiert, weitergedacht und gemeinsam an der Zukunft der Region gearbeitet.

Weinschätze und Kulturerbe entdecken

Saale-Unstrut ist auch eine Schatzkammer für Kulturinteressierte. Vom Naumburger Dom mit seinen Weinkapitellen über Schloss Neuenburg mit Weinmuseum bis zum Max-Klinger-Weinberg oder dem Kloster Posa – hier liegen Reben und Relikte dicht beieinander. Besonders spannend: die Verbindung von Porzellanwelt und Weinhang an der Leuchtenburg oder die uralten Ursprünge des Weinbaus im Kloster Memleben.

Weinwandern in Freyburg: Wo der Wein Geschichte schreibt

Freyburg ist das Herz der Weinregion. Hier gedeihen an den sonnenverwöhnten Hängen besonders aromatische Reben. Aushängeschild ist der charmante, erstmalig 1774 angelegte Herzogliche Weinberg. Er weist nicht nur eine Schaufläche mit 17 Sorten des Anbaugebietes auf, sondern beherbergt auf einer kleinen Fläche seltene, heute kaum noch im Anbau befindliche Rebsorten. Die ältesten Reben stammen aus der Zeit von 1925, als der Weinberg neu aufgerebt wurde. Bei geführten Touren, die regelmäßig angeboten werden, begegnen Sie ganz nah der lebendigen Handwerkskunst des Weinbaus.

Weinbergführungen Herzoglicher Weinberg 

Wenn Sie noch mehr über den Weinanbau in Saale-Unstrut erfahren möchten, begeben Sie sich am  besten auf den Weinlehrpfad Saale-Unstrut entlang der Unstrut. Mit zahlreichen Informationstafeln bestückt, erlaubt er das Entdecken auf eigene Faust.

2. – 3. August:
Tage der offenen Weinkeller und Weinberge

15. – 17. August                     
Thüringer Weinfest Bad Sulza

29.-31. August                       
Weinfest Naumburg

10. – 12. September:            
Winzerfest Freyburg

19.-21. September                
Zeitzer Weinfest

03. Oktober                             
Federweißerfest Höhnstedt

20. – 21. Dezember:              
Advent in den Weinbergen

 

Naumburg: Fluss und Wein

Ein fester Bestandteil der Weinlandschaft rund um Naumburg ist der Saale-Wein-Weg – ein Weg, der nicht nur verbindet, sondern auch entschleunigt. Wer ihn geht, kann wählen: als gemütliche 13-Kilometer-Strecke von Bad Kösen bis Naumburg-Henne mit Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, oder als ausgedehnte Rundtour über 25 Kilometer, die vom Zentrum Naumburgs aus startet und dort auch wieder endet.

Beide Varianten führen entlang des Saaleflusses durch Weinberge und mit Ausblicken, die zum Innehalten einladen. Entlang des Weges befinden sich 15 kleine Winzerhöfe und Straußwirtschaften, die ihre Türen immer dann geöffnet haben, wenn ein Sträußchen oder ein Kranz an der Tür hängen. Wer hier einkehrt, erlebt nicht nur regionale Weine, sondern auch authentische Begegnungen mit den Menschen dahinter.

Übrigens: Der Weg verläuft größtenteils auf einem ausgebauten Radweg – ideal also auch für eine genussvolle Entdeckungstour mit dem Fahrrad.

Höhnstedt: Weinwandern mit Seeblick

Weniger bekannt, aber nicht weniger reizvoll ist Höhnstedt an der Weinstraße Mansfelder Seen. Die Weinberge rund um den Süßen See bieten eine stimmungsvolle Kulisse für kurze Wanderungen – etwa zum Kreisberg, einem der schönsten Aussichtspunkte der Region. Traditionelle Weinberghütten, die höhlenartig in den Weinhang eingelassen sind, und verschiedene Events wie das Federweißerfest am 3. Oktober machen den Ort zu einem echten Geheimtipp für einen Ausflug.

Höhnstedter Weinberge

Bad Sulza: Weinwandern trifft Wohlbefinden

Eingebettet zwischen Solequellen, Gradierwerk und dem Goethe-Gartenhaus liegt in Bad Sulza eines der bedeutendsten Weinanbaugebiete Thüringens – rund 40 Hektar Reben, die sich malerisch um die Kurstadt schmiegen. Der örtliche Weinwanderweg nimmt genau hier seinen Lauf: Startpunkt ist das Thüringer Weintor, das symbolisch den Eingang zur Weinstraße Saale-Unstrut markiert.

Von dort führt der Weg entlang des historischen Gradierwerks „Louise“ und vorbei an den sanften Hängen unterhalb der Sonnenburg, wo Trockenmauern und kleine Weinberghäuschen vom jahrhundertealten Weinbau zeugen. Nach den letzten Häusern verwandelt sich der Weg in einen naturbelassenen Pfad – ein Übergang, der die Wanderung besonders reizvoll macht.

Ein kurzer Anstieg belohnt mit einem weiten Blick über Bad Sulza und führt hinauf nach Sonnendorf. In diesem kleinen, ruhigen Ort hat das Thüringer Weingut Bad Sulza seinen Sitz. Der Weinverkauf ist hier täglich geöffnet – ein idealer Abschluss oder Zwischenstopp für alle, die Wein gerne dort genießen, wo er entsteht.

Geheimtipp: Weinzerstäubung

Ein echtes Highlight erwartet Neugierige in Bad Sulza: In dem Kurort, bekannt für seine heilsame Sole, wird Wein auf überraschende Weise erfahrbar. Statt Sole zu zerstäuben, wird feiner Weinnebel erzeugt, der über Haut und Atem aufgenommen wird – ein sinnliches Erlebnis, das den Wein buchstäblich unter die Haut gehen lässt.

Weinzerstäubung in der Zerstäuberhalle Bad Sulza

April bis September | 3. Donnerstag im Monat | 18.00 Uhr
2 regionale Weine im Glas, 2 Weine in der Zerstäbung
dazu gibt es Käse & Brot

buchbar unter info@bad-sulza.info 

Tipp für Radreisende: Weinroute an der Weißen Elster

Am 3. Oktober lädt das traditionelle „Abradeln“ an der Weinroute entlang der Weißen Elster zur Saisonabschluss-Radtour ein. Startpunkt ist das historische Kloster Posa in Zeitz mit einem  gemeinsamen Winzerfrühstück, bevor die rund 17 Kilometer lange Strecke offiziell gegen 10 Uhr startet.

Die Route folgt dem ruhigen Tal der Weißen Elster und verläuft überwiegend entlang von Rad- und Feldwegen, teils auch ruhigen Landstraßen. Sie ist deshalb gut mit dem Fahrrad zu bewältigen.An jeder dieser Stationen präsentieren Winzer, Direktvermarkter und regionale Produzenten ihre Erzeugnisse – inkl. kleiner Weinverkostungen, Snacks oder regionalen Spezialitäten, begleitet von Musik und stimmungsvollen Begegnungen.

Was das Abradeln besonders attraktiv macht: Die Kombination aus Naturerlebnis, regionalem Genuss und kulturellen Impulsen wie z.B. einem Besuch auf der Haynsburg. So endet der Herbst aktiv, genussvoll und mit Tiefgang – ideal für alle, die Natur, Bewegung und Authentizität auf dem Rad verbinden möchten.

Fazit

Saale-Unstrut ist keine Region für Eilige und steht für tief verwurzelte Weinkultur, gelebte Geschichte und stille Entdeckungen. Wer Weinwandern liebt – mit Weitblick und Begegnungen – findet hier mehr als ein Reiseziel: eine Region mit Charakter, Herz und bodenständiger Verbundenheit.