UNESCO-Welterbe Naumburger Dom – meisterlich visionär

Im Juli 2018 wurde der Naumburger Dom zum Weltkulturerbe erklärt. Schon vorher war die spätromanisch-frühgotische Kathedrale weltweit bekannt. Vor allem die Stifterfigur Uta besitzt große Anziehungskraft auf die Menschen.

Die UNESCO würdigte den Naumburger Dom aufgrund der Meisterleistung menschlicher Schöpferkraft. Das trifft in vielerlei Hinsicht auf das Bauwerk zu, gilt im speziellen aber dem Gesamtkunstwerk des Naumburger Westchors mit Westlettner, Stifterfiguren und Glasmalerei.

Ein unbekannter Bildhauerarchitekt vollendete mit seiner Werkstatt in nur wenigen Jahren den ab 1210 begonnenen Dombau mit einer Sensation. Die Säulen im Westchor strebten in die Höhe. Die Wände erhielten riesige Fensteröffnungen, durch die das Licht durch die farbigen Fenster strömen konnte. Die Figuren im Chorraum verkörperten keine Heiligen mehr wie üblich, sondern bedeutende Persönlichkeiten, die eng mit dem Dombau verbunden waren. Und das Leid des gekreuzigten Jesus wurde den Menschen erstmals lebensgroß und auf Augenhöhe präsentiert. Ein Bild, das es vorher so noch nie gegeben hatte. Gerade die Nahbarkeit und Menschlichkeit aller Figuren, eins mit der sie umgebenden Architektur, ruft bis heute großes Erstaunen hervor.

Stifterfiguren Herrmann und Reglindis im Westchor des Naumburger Doms
Besonderes Erlebnis
Ob groß oder klein, ob jung oder alt – wer hat nicht einmal Lust, sich wie ein mittelalterlicher Baumeister zu fühlen? In der KinderDomBauhütte wird das möglich. Ferienaktionen, Familientage, Nachmittag für Erwachsene – sie alle beschäftigen sich mit speziellen Themen rund um die historische Gestaltung des Naumburger Doms. Der kreative Part, bei dem sich mit Werkstoffen von Stein bis Glas auseinandergesetzt wird, bildet den Höhepunkt. Wird bald ein neuer Baumeister entdeckt?

Was Sie bei einem Besuch des Doms erwartet

Wer den Naumburger Dom besucht, wird schnell feststellen, dass der Aufenthalt mehr Zeit benötigt als zunächst angenommen. Zum Kirchengebäude gehört noch ein Kreuzgang, ein Ausstellungsbereich in den Klausurgebäuden, das Domschatzgewölbe und der weitläufige Domgarten. Es finden regelmäßige Führungen statt. Der Rundgang ist aber auch individuell mit Audioguide möglich.

Domschatzgewölbe

Im Naumburger Domschatzgewölbe werden wertvolle Kulturschätze bewahrt und präsentiert, die zur Ausstattung des Naumburger Doms gehören. Darunter befinden sich Altarretabel, Gemälde, eine Pietà und ein Chorbuch. Die Pietà ist eine der ältesten Deutschlands. Besonders der von Schmerz gezeichnete Gesichtsausdruck Marias zieht den Betrachten in seinen Bann. Das Chorbuch ist eines von acht überdimensional großen Handschriften, welche einst im Ostchor liturgisch genutzt wurden. Sie beeindrucken aufgrund ihrer Größe und ihrer wundervollen farblichen Gestaltung. Ob geschnitzt oder gemalt – jedes der Werke ist eine Kostbarkeit für sich.

Blick ins Domschatzgewölbe mit Altären und Chorbuchvitrine

Domgarten

Direkt an den Westchor des Naumburger Doms angeschlossen, liegt das Areal des Domgartens. Es ist ein kleines Refugium. Abgeschirmt vom Trubel der Welt drumherum, kann man hier abschalten und die Ruhe genießen. Alte Bastionsmauern trennen die Gartenbereiche optisch.

Ein Gartenbereich ist der Pflanzenwelt des Naumburger Meisters gewidmet. Dort wird die Verbindung mit den Werken im Westchor hergestellt. Sogar einige Weinsorten zieren den Bereich. Doch auch Teiche, wunderschöne Rosenstöcke, alte Obstbäume und ein Küchengarten verleihen dem Domgarten ein außergewöhnliches Ambiente.

Domgarten Naumburg mit Blick auf die Westtürme des Naumburger Doms

Einzigartig erstaunliche Fakten zum Naumburger Dom

Viele Menschen sind beim Betreten des Naumburger Doms zunächst irritiert. Gewöhnlich öffnet sich beim Hereinkommen der Blick durch ein Kirchenschiff gen Osten – hin zum Chor und dem Altar. In Naumburg ist das anders. Hier befindet sich der Eingang seitlich und der Blick in die beiden Chöre ist versperrt.

Grund dafür sind die beiden Lettner, welche die Chorräume vom Rest des Kirchenraumes trennen. Beide sind im 13. Jahrhundert entstanden und immer noch erhalten. Zwei erhaltene Lettner in einer Kirche – das ist einzigartig auf der Welt.

Der Naumburger Meister gab den Stifterfiguren eine Erscheinung, die an Porträts erinnert. Ebenso lebensnah und echt sind die Pflanzenornamente aus dem Stein herausgearbeitet. Über 200 sollen es sein, darunter Efeu, Eiche und natürlich auch der Wein. Sie verstecken sich an Kapitellen, Konsolen und Schlusssteinen. Ein Teil der steinernen Pflanzen findet sich im Domgarten in natura wieder.

Nur wenige wissen, dass der Naumburg einst ein bedeutender Schauplatz der Reformation war. Denn hier wurde der weltweit erste evangelische Bischof Nikolaus von Amsdorf von Martin Luther in sein Amt eingeführt.

Der Legende nach soll aber der letzte katholische Bischof von Naumburg-Zeitz, Julius von Pflug, geäußert haben: „Ehe mein Dom evangelisch wird, spielen meine beiden Haustiere Schach!“. Den Lauf der Dinge konnte dies aber nicht aufhalten.

Ein steinernes Kapitell im Ostchor des Naumburger Doms erinnert an diese Legende. Dargestellt sind ein Affe und eine Meerkatze, die Spielfiguren auf einem Schachbrett bewegen. Aber wieviel Wahrheit steckt in dem Tierkapitell?

In der romanischen Elisabethkapelle des Naumburger Doms hat sich ein namhafter Künstler mit internationalem Renommee einer Herzensangelegenheit gewidmet. Gemeint ist Neo Rauch, der für die Elisabethkapelle drei Fenster mit Szenen aus dem Leben der Heiligen entwarf und sie dem Dom stiftete. Sie sind in einem kräftigen Rot gehalten - der Farbe des Herzens - denn die Szenen spiegeln Elisabeths Herzensgüte wider.

Mit seinen vier Türmen sieht die UNESCO-Welterbestätte Naumburger Dom bereits von Weitem beeindruckend aus. Egal aus welcher Himmelsrichtung man nach Naumburg reist, er ist eines der ersten markanten Punkte der Stadtsilhouette. Die beiden Osttürme sind romanischen Ursprungs. Der Baubeginn des Nordwest-Turm war zur Zeit der Gotik. Nur der Südwest-Turm musste auf seine Errichtung bis ins 19. Jahrhundert warten.

Den Dachboden sowie den Nordwest-Turm können Sie bei Turmführungen besteigen. Schwindelfreiheit ist allerdings Voraussetzung für den Aufstieg.

Vom Vorgängerbau des heutigen Naumburger Doms ist die Krypta erhalten. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und besticht durch ihre schlichte romanische Bauweise und Gestaltung. Niedrige Rundbögen, schwere Säulen und Würfelkapitelle mit schlichten Ornamenten definieren den Raum.

Ein besonderes Highlight ist das Kruzifix auf dem Altar. Es ist ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert erhalten. Der Gekreuzigte steht ganz im Zeichen seiner Entstehungszeit, als man Christus nicht als den Leidenden, sondern als den Triumphator, d.h. den Sieger über den Tod, verstand. Außergewöhnlich!

Besonderes Erlebnis
Alle 2 Jahre findet im Frühjahr das Uta-Treffen statt. Hier kommen Namenspaten aller Stifterfiguren an einem Wochenende zusammen, tauschen Geschichten aus und erkunden die Region. Höhepunkte sind immer wieder das Gruppenfoto und die große Abendveranstaltung. Die Zeit für das gegenseitige Kennenlernen darf natürlich ebenfalls nicht zu kurz kommen.