Saale-Unstrut: Das ist nicht nur Wein, Mittelalter, Kurwesen und eine Landschaft mit toskanischem Flair. Die Region öffnet mit beeindruckenden Relikten auch verschiedene Kapitel mitteldeutscher Industriekultur. Verbinden lässt sich dies mit spannenden Radtouren zur Industriekultur. Hier einige Tipps, egal ob zum Anradeln im Frühling oder für den goldenen Herbst. Dies begeistert sicher die ganze Familie.
Kennen Sie Deutschlands größten künstlichen Sees mit Marinas, Stränden und einem Radrundweg? Der Geiseltalsee ist Ausgangspunkt einer 43 Kilometer langen Radtour zur Industriekultur. Diese führt Sie von Mücheln über Merseburg weiter in Richtung Wallendorf (Luppe) auf dem sogenannten Salzstraße-Radweg.
Die Industrialisierung hat Vieles im Leben der Menschen verändert verändert. Der Strukturwandel bedeutet für viele Industriebetriebe das Aus. Ganze Regionen suchen nach einer neuen Identität und nach einer anderen Zukunft. Zurück bleibt ein reiches industriekulturelles Erbe.
Über Jahrhunderte prägte der Braunkohlenbergbau das Leben der Menschen im Geiseltal westlich der Saalestadt Merseburg. Die Ära endete 1993. Aus dem Tagebau entstand durch Flutung der Geiseltalsee. In Saale-Unstrut ist mit dem Geiseltalsee der Wandel vom Braunkohlenbergbau hin zu einem Erholungsort gelungen.
Was es alles damit auf sich hat und welche spannenden Informationen rund um die Geschichten sich hier verbergen, haben wir Ihnen in einem anderen Beitrag ausführlicher zusammengetragen.
Lesetipp
Wenn Sie sich umfassend über die Seenlandschaft in Saale-Unstrut informieren möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Seenführer „Auszeit am Wasser – Wegweiser zu Geiseltalsee & Co.“ Sie können Sie sich downloaden und direkt mit dem Schmökern beginnen oder Sie bestellen Sie sich in der Printversion nach Hause.
Zentralwerkstatt Pfännerhall in Braunsbedra: Wo einst Bergbaugeräte repariert wurden, erfahren Besucher heute Wissenswertes zum Braunkohlenabbau und zur Archäologie der Region. Faszinierend sind neben den technischen Ausstellungsstücken vor allem der lebensgroße Koloss eines früher hier lebenden Altelefanten (Nachbildung) sowie die Replik des im Geiseltal gefundenen Skeletts des so genannten Geiseltal-Urpferdchens.
Der in Europa einzigartige Technikpark zeigt 300 Exponate der chemischen Industrie, darunter eine historische Ammoniaksynthesekammer. Zwischen den Weltkriegen standen in Mitteldeutschland die damals modernsten Chemieanlagen der Welt.
Tipps für Familien
Für Familien sind verschiedene Actionbounds interessant, die eine unterhaltsame Erschließung des Geländes ermöglichen und sich verschiedenen Themengebieten widmen. Auch ein Spiel zu den Elementen des Periodensystems gibt es.
Hörtipp
Wenn Sie sich schon einmal ein wenig einstimmen möchten auf einen Besuch oder Chemie-Fan sind, legen wir Ihnen den dreiteiligen Podcast zur „Erlebniswelt Chemie“ ans Herz. Dieser ist gemeinsam mit Studierenden der Kultur- und Medienpädagogik der Hochschule Merseburg entstanden.
Östlich von Merseburg befindet sich ein weiteres lohnendes Ziel der Radtour, bevor es zurück nach Merseburg geht. Zwei geflutete Restlöcher des Tagebaus Merseburg Ost bilden heute den Wallendorfer und Raßnitzer See. Vom Aussichtsturm am Raßnitzer See bietet sich ein traumhafter Ausblick auf das junge Naturparadies. Romantische Buchten an den Seen laden zum Picknick ein.
Neben dem Geiseltal gehörte das Braunkohlenrevier Zeitz-Weißenfels zu einem wichtigen Energielieferanten in Mitteldeutschland. Die rund 19 Kilometer lange Radtour zur Industriekultur ist der Recarbo Kohle-Radweg von Zeitz nach Hohenmölsen. Eine vom Bergbau geprägte Landschaft, führt Radfreunde zu Industriedenkmälern und Erinnerungsorten.
In der Brikettfabrik Herrmannschacht in Zeitz dreht sich alles um die Kohle: von der Entstehung über die Veredelung bis hin zum Verbrauch. Die Brikettfabrik ist beeindruckendes Zeugnis der Industriekultur in Saale-Unstrut und eng mit der regionalen Bergbaugeschichte verbunden. Auf dem Gelände des Herrmannschachtes vermitteln die verschiedenen Bereiche alle Bestandteile der Kohleförderung.
Bitte beachten Sie die eingeschränkten Öffnungszeiten.
Das Bergbaumuseum in Deuben gibt spannende Einblicke in die Braunkohlenförderung unter und über Tage sowie die Veredlung des Rohstoffes. Auf Voranmeldung öffnet das Bergbaumuseum. Ein originalgetreu nachgebauter, begehbarer Tiefbaustollen im Untergeschoss des Museums ist sehr beeindruckend.
Erholung und Badespaß erwarten Sie an dem ehemaligen Braunkohlentagebau, der seit der Flutung den Namen Mondsee prägt. Unweit des Sees erinnern Wandelgänge aus Hainbuchenhecken an die 15 Dörfer, die dem Tagebau weihen mussten.
Die MIBRAG hat bei Profen einen Aussichtspunkt eingerichtet. Dieser ist vom Mondsee aus mit dem Fahrrad in ca. 15 Minuten erreichbar. Der Aussichtspunkt erlaubt, einen Überblick über das Fördergeschehen. Schautafeln erläutern geologische Aspekte, den weiteren Abbau und bereits begonnene Rekultivierungsmaßnahmen.
Nicht nur Braunkohle, sondern auch Salz bestimmte früher Leben und Arbeit der Menschen in Saale-Unstrut. Davon erzählen die mächtigen Gradierwerke in Bad Kösen und Bad Sulza. Eine unserer Radtouren zur Industriekultur verbindet die beiden Industriedenkmäler auf der Saale-Unstrut-Elster Rad-Acht .
Das Gradierwerk in Bad Kösen thront oberhalb des Ortes auf dem Felshang und ist bereits von Weitem sichtbar. Entstand ist es im 18. Jahrhundert. Ursprünglich errichtet wurde die Anlage zur Salzgewinnung, bald erkannte man aber die gesundheitsfördernde Wirkung der Sole. Bis heute ? und das ist eine Besonderheit – sind die historischen Salineanlagen, welche die Sole zum Gradierwerk befördern, in Betrieb. Auf dem Weg hinauf zum Gradierwerk werden Sie durch das Knarzen und Knirschen der Gestänge begleitet.
Extra-Tipp
Nach Bad Kösen führt die Tour entlang der Saale unterhalb der berühmten Rudelsburg nach Kaatschen. Hier lohnt ein Zwischenstopp im Restaurant des Weingutes Zahn direkt an der Saale.
In Bad Sulza stammt das historische Gradierwerk aus dem Jahr 1754 und ermöglicht ebenfalls, solehaltige Luft zu atmen. Der feine Solenebel in der angeschlossenen Zerstäuberhalle, die es so nur in Bad Sulza gibt, wird besonders gut von den Lungen aufgenommen. Gerade Menschen mit Heuschnupfen und Asthma sollen davon profitieren.
Besichtigen Sie die moderne Touristinformation im historischen Gebäude des Inhalatoriums. Hier können Besucher an einem Automaten Weine probieren und regionale Soleprodukte wie Solebonbons und Solemarmelade erwerben. Zum Abschluss der Tour können Radfahrer in der Toskana Therme Bad Sulza, einer weitläufigen Bade- und Saunalandschaft, entspannen.
Radtouren zur Industriekultur in Saale-Unstrut lohnen sich besonders zu den Erlebnisterminen rund um die Industriekultur. Einige der oben beschriebenen Museen und ehemaligen Industriestätten beteiligen sich an den Aktionstagen und lassen sich dafür zumeist etwas Besonderes für ihre Gäste einfallen. Am besten Sie notieren sich die Monate April und September in Ihrem Kalender und informieren sich auf den Seiten zu den Aktionstagen.
Der Leipziger Industriekulturtag findet jährlich im September statt. Aufgrund der Nähe zu Saale-Unstrut nutzen einige der Museen, insbesondere rund um Zeitz, den Termin und öffnen ihre Tore. Unbedingt vormerken und natürlich ? vorbeikommen.
Die Mitteldeutsche Gesellschaft für Industriekultur e.V. hat eine eigene Webseite zum Industrietourismus in Sachsen-Anhalt erstellt und bisher 13-mal einen Tag der Industriekultur organisiert. Dieser fand in der Vergangenheit immer im April statt. Wann der nächste Termin geplant ist, erfahren Sie unter
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